SPD und Grüne in der Hamburger Regierungskoalition treiben die Umsetzung einer teilgeschlossenen Einrichtung für Kinder und Jugendliche (am Klotzenmoorstieg) voran, ein Kooperationsprojekt von Psychiatrie und Jugendhilfe. Kinder sollen dort gezwungen werden, ein Drei-Phasenmodell zu durchlaufen. Die erste Phase ist mit Einschluss verbunden, also freiheitsentziehende Maßnahmen. Diese Methoden haben Ähnlichkeiten mit US-Amerikanischen Boot-Camps.
“Erfahrungsgemäß schaffen geschlossene Einrichtungen genau die Probleme, die sie verhindern wollen – starre Regeln, Widerstand, Gewalt, Entweichungen”, sagt Charlotte Köttgen. In den inzwischen geschlossenen Heimen, Haasenburg GmbH (Brandenburg) und im Friesenhof (Schleswig Holstein), führten solche Konzepte zu Gewaltübergriffen und Traumatisierungen von Kindern und Jugendlichen.
Charlotte Köttgen warnt davor. Sie ist pensionierte Kinder- und Jugendpsychiaterin und leitete von 1984 bis 2003 Hamburgs Jugendpsychologischen und Jugendpsychiatrischen Dienst (JPPD) und wird in diesem Beitrag in der taz vom 10. Juni 2021 interviewt.
Es gälte stattdessen anzuknüpfen an die wissenschaftlich evaluierten, positiven Erfahrungen der Hamburger Jugendhilfe von 1984-2003. Hamburgs sollte damit aufhören, ca. 1.6oo Kinder in auswärtigen (schwer kontrollierbaren) Einrichtungen unterzubringen. “Tauchen bei Kindern Probleme auf, auch wenn es psychiatrisch genannte sind, sollte man im Lebensfeld nach Hilfsmöglichkeiten suchen und dort Verbesserung schaffen, wo sie nicht zurecht kommen.”