Während der Fachtagung “Wenn Du nicht brav bist, dann kommst Du ins Heim” am 04.03.2022 in der HAW Hamburg wurden in einem Workshop zur geplanten Einrichtung in Hamburg “am Klotzenmoorstieg” Alternativen diskutiert, die das Thema geschlossene Unterbringung obsolet machen.
Thmas Zurborg hat die hier downloadbare Stellungnahme dazu verfasst. Darin heißt es u.a. :
“Wenn wir es schaffen, schon vorhandene gute Soziale Arbeit für herausfordernde Kinder weiter zu etablieren bzw. die schon vorhandenen, in Einzelfällen erfolgreichen Interventionen zu einem Gesamtkonzept auszubauen, wird geschlossene Unterbringung hinfällig. Schon im Workshop wurden hier gute Ideen benannt, wie die belasteten Beziehungen von Jugendlichen mit Betreuern in konkreten Stresssituationen entlastet werden können, als Stichwort wurde der Begriff Jugendhotel genannt, in dem Junge Menschen zeitweise quasi „Urlaub“ von den Betreuern machen können und umgekehrt.
Es ist, mindestens im Kontext Gewaltprävention bereits gängige Praxis, hoch auffälligen Jugendlichen Soziale Arbeit anzubieten, statt sie wegzuschließen. So konnten verschiedene Kinder durch das Zusammenwirken von Fachleuten wieder in Regelsysteme integriert werden, ohne Zwang auszuüben.
Wichtig ist der Aspekt, dass die betroffenen Kinder nicht Schuld sind an ihrer widerständigen Art, sondern das der Widerstand eine im Grunde ganz normale, gesunde Antwort auf nicht vorhandene oder ambivalente Bindungen zu den oft getrennten, mit Sucht- oder Gewaltproblematiken beladenen Eltern und z.T. jahrelangen Beziehungsabbrüchen im Hilfesystem sind.
Soziale Arbeit muss hier an den (noch) vorhandenen Ressourcen ansetzen, muss Beziehungen
anbieten und halten. So kann es sinnvoll sein, einem Kind oder Jugendlichen unabhängig von seinem Wohnort eine Betreuer*in an die Hand zu geben, der/die den jungen Menschen auch dann weiter betreut, wenn es wieder zu einem Abbruch oder Unterbrechung der Unterbringungsform kommt. Diese*r kann dann als „roter Faden“ der Verlässlichkeit im Hilfesystem agieren.”
… “Energie, Konzepte und Geld sollten in die Wiederherstellung tragfähiger sozialer Strukturen fließen statt in den teuren Neubau eines fachlich unsinnigen Projekts.”