Ratgeber
Kinder- und Jugendhilferechtsverein e.V. (2020): Erfahrungen mit Geschlossener Unterbringung und freiheitentziehenden Maßnahmen in Jugendhilfe und Psychiatrie
Kinder und Jugendliche können in Deutschland auf der Grundlage des § 1631 b BGB geschlossen untergebracht werden und erfahren Freiheitsentziehung in stationären Einrichtungen der Heimerziehung. Sowohl die geschlossene Unterbringung als auch freiheitsentziehende Maßnahmen in der Kinder- und Jugendhilfe bedürfen aufgrund ihrer erheblichen Grundrechtsrelevanz seit der Reform des § 1631b BGB im Jahr 2017 der familiengerichtlichen Genehmigung. […] Dreizehn junge Menschen aus mehreren Bundesländern, die eigene Erfahrungen mit dem Thema haben, haben 2019 in drei Wochenend-Workshops ihre Erfahrungen mit Geschlossenheit und Freiheitsentzug ausgetauscht. Sie haben die reformierte Rechtslage diskutiert und Möglichkeiten zusammengetragen, wie Beteiligung und Beschwerde in Jugendhilfe und Psychiatrie trotz Freiheitsentziehung eingefordert und gelebt werden können. Erfahrene Sozialpädagog*innen und Jurist*innen des Kinder- und Jugendhilferechtsvereins e.V. haben die jungen Menschen auf diesem Weg begleitet. Herausgekommen ist eine Broschüre zum Thema, die die jungen Menschen selbst verfasst haben.
Die Broschüre lässt sich hier downloaden und hier bestellen: https://freiheitsentzug.info/geschlossene-unterbringung/broschuere-bestellen/
Bücher
Degener, Lea/ Kunstreich, Timm/ Lutz, Tilman/ Mielich, Sinah/ Muhl, Florian/ Rosenkötter, Wolfgang/ Schwagereck, Jorrit (Hrsg.) (2020): Dressur zur Mündigkeit? Über die Verletzung von Kinderrechten in der Heimerziehung, Beltz Juventa, Weinheim Basel Die Verletzung von Kinderrechten in der Heimerziehung wird gemeinhin als überwunden angesehen. Das in diesem Band dokumentierte Tribunal über die Verletzung von Kinderrechten, das im Herbst 2018 in Hamburg stattfand, zeigte jedoch das Gegenteil: Auch gegenwärtig werden systematisch Disziplinierungs- und Degradierungstechniken in Einrichtungen der Jugendhilfe angewandt. Dieser Band dokumentiert die Aussagen von Betroffenen und Sachverständigen, analysiert Hintergründe und Dimensionen dieser Situation und diskutiert Schritte zu ihrer Überwindung. (https://www.beltz.de/fachmedien/sozialpaedagogik_soziale_arbeit/buecher/produkt_produktdetails/42921-dressur_zur_muendigkeit.html)
Lorenz, Friederike (2020): Der Vollzug des Schweigens. Konzeptionell legitimierte Gewalt in den stationären Hilfen, Springer VS Wie wird Gewalt gegen Kinder und Jugendliche durch Fachkräfte in pädagogischen Institutionen verschwiegen? In der vorliegenden Studie geht es um ein Team der stationären Eingliederungshilfe, das systematische Gewalt unter Berufung auf ein behaviorales Gruppenkonzept jahrelang als Therapie legitimierte. Aus narrativen Interviews und dem Übergabebuch des Teams werden Entstehungskontexte und Praktiken rekonstruiert und mit einer Heuristik des Schweigens analysiert. Die Befunde zeigen Möglichkeiten zur Verschleierung von Machtmissbrauch und Gewalt in etablierten Arbeitsformen wie der Dokumentation und der Elternarbeit. Sie verdeutlichen auch, dass routinierte Schweigepraktiken Aufdeckungsmomente in Organisationen überdauern können. (https://link.springer.com/book/10.1007/978-3-658-30299-3)
Björn Redmann, Ullrich Gintzel (Hrsg.) (2017): “Von Löweneltern und Heimkindern” Lebensgeschichten von Jugendlichen und Eltern mit Erfahrungen in der Erziehungshilfe
Jugendliche und Eltern, die mit und in der öffentlichen Erziehungshilfe leben, erzählen in eigenen Worten ihre Lebensgeschichten. Darüber hinaus richten Fachbeiträge den Blick auf grundsätzliche Fragen. Das Buch ist eine Ermutigung, die Jugendhilfe aus Adressat_innensicht zu verstehen. Das Buch gibt Einblick in das Leben von 12 jungen Menschen und Eltern, die mit und in der öffentlichen Erziehungshilfe leben. Sie erzählen ihre Geschichten in ihren Worten: Was und wie erzählen sie über sich? Was ist ihnen in ihrem Leben wichtig? Was macht sie besonders? Wie sind ihre Erfahrungen mit öffentlichen Institutionen? Welche Rolle spielt die Jugendhilfe in ihrem Leben? Ein solches Buch fehlte bisher. Darüber hinaus richten wissenschaftliche Fachbeiträge den Blick auf grundsätzliche Fragen. So versteht das Buch sich als Ermutigung für Kinder und Jugendliche, für Eltern aber auch für Fachkräfte der Jugendhilfe. (https://www.beltz.de/fachmedien/sozialpaedagogik_soziale_arbeit/produkte/details/32778-von-loeweneltern-und-heimkindern.html)
AG der IGfH: Argumente gegen Geschlossene Unterbringung und Zwang in den Hilfen zur Erziehung. Für eine Erziehung in Freiheit (1995, 2. Auflage: 2013) Freiheitsentziehende Maßnahmen, ‛fakultativ geschlossene’ Plätze, zahlreiche neue Formen von ‛Grauzonen’ des Einschlusses in Form diverser „Time-out-Räume“ und „-zeiten“ sowie generell die Tendenz zur Legitimierung von Zwang kennzeichnen wieder Teile der Praxis der Kinder- und Jugendhilfe. Diese neuen Formen freiheitsentziehender Maßnahmen kommen nicht mehr einfach als solche daher, sondern haben sich gleichsam neu erfunden, drücken aber – häufig mit dem Adjektiv ‛intensiv’ oder ‛intensiv-pädagogisch’ verbunden – in euphemistischer Sprache der Sache nach nichts anderes aus als ‛geschlossene Unterbringung’ in seiner modernisierten Form. Deshalb haben wir beschlossen, unsere „Argumente gegen Geschlossene Unterbringung, Freiheitsentzug und Zwang“ in neuer Form vorzulegen, wobei unser Ziel nach wie vor darin besteht, dazu beizutragen die Praxis geschlossener Unterbringung in Heimen der Jugendhilfe und die Diskussion hierüber endgültig zu beenden. (https://igfh.de/publikationen/fachbuecher/argumente-gegen-geschlossene-unterbringung-zwang-den-hilfen-zur-erziehung)
Aufsätze
- Friedhelm Peters: “Geschlossene Unterbringung in der Kinder- und Jugendhilfe – eine unendliche Geschichte” Erschienen in: Interdisziplinäre Fachzeitschrift für Prävention und Intervention, 19. Jg. H2/2016, Göttingen, (Vandenhoeck und Ruprecht), S. 170-183
Rechtsgutachten
- Hannelore Häbel: “Das Recht des Kindes auf gewaltfreie Erziehung und seine Bedeutung für die Zulässigkeit körperlichen Zwangs in Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe” Erstveröffentlichung: Zeitschrift für Kindschaftsrecht und Jugendhilfe (ZKJ), Teil 1 Heft 5/2016, S. 168-173, Teil 2 Heft 6/2016, S. 204-211
- Prof. Dr. jur. Simone Janssen, LL. M.: Rechtsgutachten zum Thema Freiheitsentziehende Maßnahmen und geschlossene Unterbringung nach § 1631b BGB in der Kinder- und Jugendhilfe, 20.08.2021, https://ombudschaft-jugendhilfe.de/wp-content/uploads/BNO_Rechtsgutachten_§1631_BGB_09_2021.pdf
Zeitschriften
- FORUM für Kinder- und Jugendarbeit, Schwierige Kinder oder schwierige Systeme?, September 2019, Herausgeber und Verlag: Verband Kinder- und Jugendarbeit Hamburg e.V. Budapester Straße 42, 20359 Hamburg Download
Video
Nach Haasenburg und Friesenhof Skandal. Was muss besser werden in der Heimpolitik?
taz Salon Hamburg, Moderation: Kaija Kutter, Redakteurin der taz.nord. Veranstaltung vom Dienstag, den 15. September 2015, 19.30 Uhr, im Kulturhaus 73, Schulterblatt 73, 20357 Hamburg
Kinder und Jugendliche müssen in Heimen besser geschützt werden. Wie kann verhindert werden, dass es ihnen dort womöglich noch schlechter geht als in ihren Familien? Gehören autoritäre Konzepte wie Phasenmodelle geächtet? Geht es besser ohne Heime?
Darüber diskutierten:
Karl Heinz Brisch, Kinder- und Jugendpsychiater der Uniklinik München, Bindungsforscher, Leiter eines Projekts zur Traumadiagnostik ehemaliger Haasenburg-Jugendlicher
Burkhard Czarnitzki, Abteilungsleiter für Jugendsozialarbeit bei Basis und Woge e.V., Hamburg
Wolfgang Hammer, ehemaliger Leiter der Abteilung Jugendhilfe in Hamburg und früherer Sprecher der Jugendministerkonferenz für Kinderschutz
Timm Kunstreich, Sozialwissenschaftler, früherer Leiter der sozialpädagogischen Aus-/Fortbildung beim Jugendamt Hamburg
Dabei waren auch Straßenkinder, u.a. Isi und Lucas.
Weitere Materialien zum Thema Geschlossene Unterbringung sind über die folgenden Kategorien auffindbar:
Presse und Drucksachen des Hamburger Senats bis 2015 zum Thema “Geschlossene Unterbringung” sind fortlaufend auf einer eigenen Seite gesammelt: Senatsdrucksachen